Das Chaos regiert

(Original von Reideen)

Rafael und Aylissa hatten ihre Zimmerplätze getauscht gehabt um Iskir und Rafael etwas voneinander entfernt zu halten. Es war wahrscheinlich das beste gewesen da man Rafaels schlechte Laune regelrecht sehen konnte. Er hatte die ganze Nacht nicht ein Wort mit Nianna oder Misha gesprochen, ist morgens aus der Taverne raus und Abends wieder herein und sofort ins Bett gegangen. Und auch an diesem Morgen lief Rafael die Treppen des Gasthauses hinunter. "Ich bin weg...suche nach Möglichkeiten" meinte er kurz und knapp. Armarn wusste nicht was er sagen sollte und auch Misha blieb still. "Irgendwelche Pläne ?" fragte Rafael als er schon an der Türschwelle stand. Als keine Antwort kam drehte er sich wieder nach draussen "Dachte ich mir..." und ging.

Rafael fühlte das alte Blut unter seiner Kleidung das sich verkrustet hatte und zu jucken begann. Er hatte sich von Aylissa nicht behandeln lassen und alles seiner Selbstheilung überlassen. Aber nun wurde es wirklich unangenehm und es roch auch nicht wirklich gut also entschloss er sich noch ein Bad zu nehmen. Also ging er ins Badehaus und auch wenn der Besitzer zögerlich war so liess er ihn gewähren.

Rafael hatte sich entkleidet und stieg ins heisse Wasser. Seine Wunden schmerzten schrecklich als er in den Badezuber hineinsank aber es würde sie reinigen also liess er es so. Er dachte über die letzten Tag nach und wie sehr ihr Einfluss beim Widerstand darunter gelitten haben muss. Er biss sich auf die Lippe und entschied sich die Gedanken darüber zu verwerfen und lieber einen Plan für die Entscheidung der neuen Wache zu treffen...bis der Besitzer hereinkam und sich kurz vor ihm verneigte. "Wir haben einen zweiten Gast und ich würde nur gerne den Vorhang zuziehen damit sie sich nicht belästigt fühlen" sagte er und tat wie er es sagte. Rafael nickte und meinte :" Sicher...kein Problem..." so laut das auch der neue Gast die Stimme zu hören vermochte.

(Original von Nadja)

Warmer Dampf umfing Aylissa, als sie das Badehaus betrat. Flink schlüpfte sie aus ihren Schuhen und setzte vorsichtig einen nackten Fuß auf den warmen Steinboden, dem wenig später ein zweiter folgte. Der Besitzer des Badehauses grüßte sie mit einer schwungvollen Verbeugung, reichte ihr ein Handtuch und dirigierte sie zu einem der Badezuber, der durch einen Vorhang von der daneben stehenden Wanne getrennt war.
Hinter der Trennwand erkannte Aylissa den Schattenriss des Oberkörpers eines weiteren Badegasts, und die Silhouette passte zu jener Person, die sie anhand des kurzen Gesprächs, das sie den Besitzer kurz nach ihrer Ankunft hatte führen hören, ohnehin hinter dem Vorhang vermutet hatte.
Langsam legte Aylissa ihre Kleider ab und hinterließ sie als unordentlichen Haufen auf dem kleinen Schemel neben dem Badezuber, bevor sie in das heiße Wasser stieg.
Genüsslich tauchte sie bis zu den Schultern ab, die Arme von sich streckend und an der Wasseroberfläche treiben lassend, die Lippen von einem Lächeln umspielt, das seit dem Nachmittag nicht mehr von ihnen gewichen war. Behutsam ließ sie den Kopf in den Nacken sinken, bis ihr Haar ihr Gesicht in sanften Strähnenwellen umspülte.
Einige Minuten lang genoss Aylissa schweigend das Bad, ebenso wie die Stille und die Erinnerungen an den heutigen Tag. Unter einem wohligen Seufzer drehte sie sich schließlich auf den Bauch und legte die Arme auf den Rand des Badezubers, um sich abzustützen.
"Mh. Wie geht's dir...?", fragte sie schließlich, die Worte von einer untypischen Sorglosigkeit begleitet, aber dennoch nicht ohne einen Unterton der Vorsicht. Am Morgen war Rafael noch alles andere als auch nur ansatzweise freundlich gewesen, aber die Erinnerung an seine rasche Verabschiedung schien jetzt, im Halbdunkel des durch Aylissas zufrieden halb geschlossene Augen wahrgenommenen Badehauses, fern und nahezu unwichtig.

(Original von Reideen)

"Besser als Iskir. Und das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben, selbst wenn ich ihm keine verpassen sollte..." meinte Rafael in ruhigem Ton nachdem er kurz über Aylissas Anwesenheit überrascht war. "Aber ich...nein wir haben wichtigeres zu tun als über Iskirs Bestrafung nachzudenken...deshalb werden wir schauen was wir noch für Erik tun können" sagte er und drehte seinen Kopf in Richtung der Trennwand.
"Wieso..." fragte Rafael und zischte dabei kurz auf. "Iskir hat gesagt das er mir treu sein wird. Wieso hat er so gehandelt, obwohl ich strickte Befehle gegeben habe die genau in die andere Richtung zielten. Ich bin diesmal derjenige der die Faustschläge abbekommen hat. Und zwar richtig schmerzhafte. Ich habe Iskir bisher immer vertraut, aber dem ist nicht mehr so. Ich vertraue darauf das Iskir ein Kämpfer für unsere Sache ist und ich vertraue darauf das Iskir ein guter Kerl ist aber ich weiss nicht ob er das ganze hier nicht nur macht um seinen eigenen Status als Held zu erhöhen. Für mich sieht es so aus als suche er den persönlichen Ruhm und die Ehre und nicht den Sieg den wir alle so dringend brauchen..." sagte Rafael leise und schmerzerfüllt. "Warum hat er mir nur so in den Rücken getreten ?" fragte sich Rafael laut. "Tut mir leid...du klingst nicht als wärest du dafür jetzt ausgelegt. Wir sollten besser das Bad geniessen solange wir noch können. Wenn ich erstmal raus aus der Stadt bin wird das wohl für eine Weile nicht möglich sein..." meinte er und lehnte sich zurück.

"Gegenfrage...wie geht es dir ?" fragte er dann.

(Original von Nadja)

"Hm, alles in Ordnung, schätze ich.", erwiderte sie, die Stimme vage, als versuche sie, den richtigen Tonfall für ihre Worte zu finden. Sie lächelte breit, unsichtbar für Rafael, den Blick nachdenklich auf die Wand vor ihr gerichtet.
"Iskir hat... ah, ich will ihn nicht in Schutz nehmen. Er hat uns in eine Sackgasse manövriert, wo wir uns bereits auf dem richtigen Weg glaubten." Unter einem leisen Seufzen drehte Aylissa sich wieder auf den Rücken und versenkte ihren Körper erneut bis zu den Schultern in dem warmen Wasser. "Mehrmals. Ich weiß nicht, was genau ihn in diesem Moment gelenkt hat, ich war nicht dabei. Im Nachhinein hat es sich aber wohl schon den ganzen Tag angekündigt - ich dachte lediglich, er hätte sich besser unter Kontrolle."
Durch den Vorhang drang das leise Plätschern von Wasser heran, als sie gedankenversunken mit ihren Füßen Wellen im Badezuber zu schlagen begann. "Ganz ohne Frage ist er ein guter Kerl. Und ganz sicher ist er loyal. Er übersieht lediglich die möglichen Folgen seines Handelns nicht. Aber..." Sie ließ sich tiefer in das Wasser gleiten, "...das wissen wir ja beide. Ich würde nur nicht mehr als das in sein Handeln hineininterpretieren."
Unter einem kurzen Seufzen schloss Aylissa die Augen. Am Rande ihres Bewusstseins schlugen Gedanken über mögliche Beweggründe für Iskirs Handeln ebenso kleine Wellen wie die sachten Bewegungen ihres Körpers im Wasser.
"Hast du heute... etwas herausgefunden?", fragte sie nach einer kurzen Pause. Ihre Stimme war ruhig, von einer gewissen Vorsicht begleitet und auch bar der Erwartung, eine positive Antwort zu erhalten. Die Frage war zu einem Standardbestandteil der meisten Gespräche der letzten Tage geworden, auch wenn sie meist nicht mit sonderlich befriedigenden Antworten gekoppelt gewesen war.

(Original von Reideen)

"Ich kann nichts herausfinden wenn die ganze Stadt von Legaten und Rotmänteln wimmelt. Vielleicht könnte ich das aber für den Fall das ich entdeckt werde hätte ich keine Möglichkeiten mehr zu fliehen, denke ich. Dafür ist es einfach zu stark bewacht" sagte er und und seufzte.
"Wir müssen auf jeden Fall irgendwas machen um Erik an die Spitze zu bringen. Aber um ganz ehrlich zu sein...möchte ich mir JETZT keine Gedanken darüber machen. Mein Gehirn hat die letzten zwei Tage fast 48 Stunden durchgearbeitetet...ich brauche etwas auszeit von der ganzen Planerei." meinte Rafael und rutschte etwas tiefer in den Badezuber. Dabei begann eine seiner Wunden wieder zu schmerzen und er zischte kurz. "Aeeh...was hast du die Nacht getan, als du so lange weg warst ?" fragte Rafael ruhig und ohne bedrohlichen oder herrischen Ton.

(Original von Nadja)

Aylissa schwieg kurz, die Augen noch immer geschlossen und ihre Erinnerungen bis zum Abend jenes Tages zurückverfolgend. Ein Teil der Gruppe war im Wirthaus geblieben, um zu trinken, während Misha noch vor ihr selbst die Gastwirtschaft verlassen hatte. Ganz sicher hatte niemand Misha gefragt, weshalb sie erst spät zurückgekehrt war. Natürlich nicht.
Ihr hingegen war Iskir gefolgt, und am nächsten Morgen war die Frage nach ihren nächtlichen Aktivitäten nahezu das erste gewesen, was sie von ihm gehört hatte. Mit einem innerlichen Seufzen wandte Aylissa sich schließlich der Silhouette Rafaels hinter dem Vorhang zu.
"Ich habe einen alten Freund getroffen.", sagte sie schließlich in unverändertem, gelassenen Tonfall, "Jemanden, dem ich viel verdanke und der sich meinetwegen vor einiger Zeit in ziemliche Schwierigkeiten gebracht hat. Ich will ihn nicht noch einmal in Gefahr bringen, aber es... war schön, ihn wiederzusehen. Mehr als ein Treffen während unseres Aufenthalts hier wäre bereits zu riskant gewesen, deswegen bin ich in jener Nacht länger geblieben, um zumindest die Zeit zu nutzen, die wir hatten."
Sie öffnete die Augen wieder und ließ ihren Blick die Maserung der hölzernen Badehausdecke entlanggleiten.

(Original von Reideen)

"Verzeih, ich wollte nicht so direkt fragen aber ich war verwundert das du total verschlafen am nächsten Morgen warst. Ich hatte mir nur etwas Sorgen gemacht. Anscheinend überflüssig." sagte Rafael. "Aber vielleicht sollte ich mir angewöhnen doch öfter zu fragen, auch wenn nichts besonderes scheint. Jeder scheint irgendwie Blödsinn zu machen während sie weg sind. Blöd nur das es bei Iskir konsequenzen hatte." sagte er seufzend. Er nahm seine Arme aus dem Wasser und breitete sie über den Zuberrand hinaus aus. Rafael sagte eine Weile gar nichts und schaute dann zum zweiten Mal zur Silluette hinüber. "Vielleicht sollten wir anfangen etwas offener miteinander zu sein ... es könnte vorbeugen das einige Mitglieder Schwachfug tun. Letztendlich sollte das alles hier eigentlich auf Vertrauen basiert."

(Original von Nadja)

"Vertrauen ist wichtig.", pflichtete Aylissa ihm mit ernster, nachdenklicher Stimme bei. "Und kostbar. Etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt..." Ihre Stimmer verlor sich.
Eine Zeit lang sagte niemand etwas, kurz trug die dampferfüllte Luft die Stimmen der Heizer aus dem hinteren Teil des Badehauses heran, dann umfing erneut die nur vom leisen Plätschern des Wassers durchbrochene Stille die beiden Badenden.
Aylissa hing ihren eigenen Gedanken nach, die, zu ihrer eigenen Überraschung, heiter und hoffnungsvoll waren. Das Wort 'Vertrauen' wollte ihr nicht aus dem Kopf, nahm vielfältige gedankliche Formen an und hinterließ doch stets eine erwartungsvolle, zuversichtliche Ungewissheit in ihr. Sie lächelte. Wofür sonst lebst du?

"Iskir ist mir in jener Nacht gefolgt.", begann Aylissa schließlich wieder zu sprechen, "Das zeugt nicht gerade von Vertrauen. Aber auch ich selbst weiß nicht, wie uneingeschränkt ich euch allen vertrauen kann. Es wird vermutlich immer Dinge geben, über die ich nicht offen reden will und kann, mit *niemandem*. Vielleicht heißt Vertrauen auch, das zu akzeptieren."
Sie richtete sich ein wenig auf und legte die Unterarme auf den Rand des Badezubers. In feinen Rinnsalen lief das warme Wasser an ihnen herab.
"Den Treueschwur an meinen König werde ich mir zwar aufheben, bis du die Menschen tatsächlich unter deinem Banner in den Krieg führst, aber ich hoffe, du weißt auch so, dass ich--"
Sie führte den Satz nicht zu Ende, sondern ließ sich, die Lippen von einem entspannten Lächeln umspielt, wieder tiefer in das Wasser gleiten.

(Original von Reideen)

"Ich weiss..." sagte Rafael.
"Ich vermute das Iskir es so nicht zugeben wird aber..." begann Rafael und überlegte ob er den Satz zuende bringen sollte. "...ob es dir gefällt oder nicht. Ich denke Iskir sieht in dir mehr als jemanden den es zu beschützen gilt. Seine unausgesprochene Treue dir gegenüber zählt ihm mehr als die die er mir gegenüber ausgesprochen hat. Er ist eben wie ein Kind." sagte Rafael und seufzte etwas. Er überkreuzte die Beine und liess seinen rechten Fuß etwas über dem Wasserspiegel liegen.

(Original von Nadja)

Ehrlich überrascht schwieg Aylissa. Im ersten Moment hatte sie fast ein ungläubiges Lachen unterdrücken müssen, aber als Rafael weitergesprochen hatte, war ihr Gesichtsausdruck im selben Maße ernster geworden, wie ihr bewusst geworden war, dass seine Worte keineswegs so abwegig sein mussten, wie sie ihr zuerst erschienen waren.
"Ich weiß nicht", sagte sie schließlich vorsichtig.
Sie schüttelte sacht den Kopf, eine Bewegung, die kleine Wellen durch den Badezuber sandte. "Vielleicht wirkt es auch nur nach außen so.", fügte sie etwas hilflos hinzu, "Immerhin nimmt er seine... Beschützerrolle recht ernst und im Gegenzug versuche ich, auch ein wenig auf ihn aufzupassen."
Aylissa seufzte leise, wie um den Nachklang der Worte zu vertreiben. "Aber eigentlich denke ich, Iskir ist vielleicht weniger Kind, als es den Anschein hat. Und andererseits: Vermutlich gibt es überhaupt nicht viele Kinder in dieser Welt, die wissen, was es heißen sollte, Kind zu sein. Wie dem auch sei, Iskir ist nur ein Freund. Wir müssen die Dinge ja nicht komplizierter machen, als sie sind.", schloss sie schließlich.