(Original von Kendras)
"...und du glaubst wirklich es gibt Hoffnung? Dann teile sie mit mir, lass mich deine Welt kennenlernen", sprach Nianna zu dem Erenlander, der bereit war ihr bis in ihr Unterbewusstsein zu folgen. "Ja", sagte Rafael. "Du musst mir versprechen,", sagte sie unter Tränen, "dass du mich nie wieder alleinlässt, nie wieder...". "Ja, das verspreche ich!", war seine Antwort gewesen.
Misha stand vor ihr. Allen Ernstes behauptete sie Rafael sei verschwunden. Im ersten Moment begriff Nianna nicht, was sie ihr damit sagen wollte. Verschwunden. Misha beharrte darauf. Etwas in ihr begann zu bröckeln als sie merkte, es würde bedeuten, dass sie ihn vielleicht nie wieder sehen würde. Die anderen haben nicht nach ihm gesucht, er war nicht wieder aufgetaucht und war ihnen nicht gefolgt. Verschwunden, egal ob in eine andere Dimension oder einfach nur um eine Ecke, würde niemand nach ihm suchen und würde er nicht zurückkommen - beides dem Anschein nach nicht der Fall - blieb das Ergebnis das Gleiche. Sie war wieder allein. Der Gedanke raubte ihr die Kraft zu stehen, auf Knien lief ihr langsam, dann immer schneller eine Träne nach der anderen die Wange hinunter und einen Moment weinte sie. Schließlich flammten die letzten Sätze in ihr auf, welche gesagt wurden kurz bevor sie damals aus dem Koma erwachte. Wie ein wildgewordener Eber durchs Unterholz, brach die Wut in ihr hervor, der alte Hass gegen alle die an ihrem Alleinsein schuld waren, gepaart mit Hoffnungslosigkeit, vereint in dem unerschütterlichem Willen alles zu geben um jene die diesen Schmerz verursachten dafür zu bestrafen, egal ob sie dabei sterben würde. Ihr Gesichtsfeld verengte sich. "Was fällt diesem Idioten ein, mich einfach allein zu lassen, das kann er nicht machen!" waren ihre Worte, bevor sie nach Badens Bluff zurückrannte, behende, da um Iskir erleichtert. Die Schleife welche ihr Misha gestern ins Haar band löste sich, wirbelte ein Paar mal im Wind und fiel schließlich zu Boden...
Es war bereits dunkel, als sie wieder in Badens Bluff war. Die Haare zerzaust, die Bluse am Ärmel zerissen, als sie an einem Ast hängenbleib. Sie begab sich in eine Seitengasse und rutschte langsam eine Häuserwand hinunter um zu weinen. Über die Tränen und die Erinnerungen an Rafael die immer wieder sintflutartig über sie hereinbrachen schlief sie ein. Die nächsten Tage ging sie kreuz und quer durch die Stadt und fragte jeden der ihr über Weg lief nach Rafael. Einige hatten ihn gesehen, aber alle meinten es sei länger als zwei Tage her....