Ein besonderer Feiertag

(Original von Nadja)

Die Blicke sämtlicher Elfen Caraduls schienen heute ständig, begleitet von einer gewissen, fast fordernden Erwartungshaltung, auf Bashar, Armarn und Aylissa zu liegen. Noch ahnungslos hatten sie die verdorbenen Eier, die man ihnen zum Frühstück serviert hatte, ausgeschlagen, aber die anschließende Erklärung des Elfen hatte alles in ein anderes, aber nicht weniger absonderliches Licht gerückt.
Nianna wirkte aufrichtig enttäuscht, dass niemand aus der Gruppe ihre Begeisterung für den heutigen elfischen Feiertag, welcher nur alle hundert Jahre begangen wurde, teilen konnte, und auch in den Gesichtern der übrigen Elfen glaubte Aylissa eine enttäuschte, wenn nicht gar verletzte Verwunderung darüber zu erkennen, dass die menschlichen Gäste nicht an den Feierlichkeiten teilhaben wollten. Verständlich, immerhin waren Fremde ein wesentlicher Bestandteil des heutigen Feiertags - aber das machte es keineswegs leichter, verdorbenes, vom Kompost stammendes Essen zu sich zu nehmen.
Nach dem Treffen mit Aradil hatte Aylissa die wenigen Dinge, die sie in den Norden mitnehmen würde, zusammengepackt und war dann langsam zum vereinbarten Treffpunkt geschlendert. In kleinen Gruppen kamen ihr dann und wann Elfen entgegen, die ihr zwar wie üblich höflich zunickten, aber von denen Aylissa genau wusste, dass sie hinter ihrem Rücken enttäuschte Worte über diesen unzufriedenstellenden Wir-geben-Fremden-Kompostessen-Tag tuscheln würden, sobald sie außer Hörweite waren.
Als Aylissa ihr Ziel erreichte, fand sie Nianna bereits am Geländer der Baumplattform lehnend vor, während von den anderen noch nichts zu sehen war. An mitgeführtem Gepäck war das Elfenmädchen kaum zu unterbieten.
Langsam trat Aylissa neben Nianna uns stützte die Unterarme ebenfalls auf die Brüstung. "Die anderen müssten gleich kommen.", bemerkte sie und richtete den Blick dann auf das Blätterdickicht vor ihr.
Noch immer stand Nianna die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Sie hatte sich, wie sie gesagt hatte, ihr ganzes Leben auf diesen Tag gefreut, und mittlerweile erschien es Aylissa nahezu grausam, dass sie sich am heutigen Morgen geweigert hatte, ihr Omelette aus verdorbenen Eiern zu essen.
"Hm, ich hab' Hunger.", fügte sie nach einer kurzen Weile des Schweigens hinzu. Eigentlich war nichts dabei. Sie hatte schlimmeres durchlitten als den Geschmack verdorbenen Essens, und ihre Magie würde sie vor unangenehmen Nachwirkungen bewahren. Eigentlich... eigentlich sprach nichts dagegen, Nianna diese kleine Freude zu machen.