Diese Erwartungen, die man in ihn setzte waren schon unglaublich. Aber Rafael hatte sich in den letzten Tagen nicht dagegen ausgesprochen...ganz im Gegenteil...es war ja sein Vorschlag gewesen...auch wenn die Situation es gezwungerner Maßen verlangte, dass er sich preisgab.
Einerseits machte er damit möglich, was er sich immer gewünscht hatte...zerstörte aber aber auch eine gewisse Menge dieser Wünsche...vor allem der Wunsch danach, dass er auch "danach" in Ruhe und normal leben könnte...aber selbst mit dieser Macht, die sie angesammelt hatten, war es einfach nicht möglich ein normales Leben zu führen...nicht in diesen Zeiten...nicht für ihn.
Bevor er hinausging schaute er seine Gefährten an...allen stand die Aufregung im Herzen. Das würde wahrscheinlich der letzte Aufstand sein, den es geben würde...ob er nun positiv verlief oder nicht. Tomas legte seine Hand auf Rafaels Schulter und nickte leicht. Der junge Prinz hörte schon eine gewisse Anzahl von Menschen reden als er aufstand. Für ihn lief alles in Zeitlupe und er kam sich vor wie ein alter Mann...und das obwohl er jünger aussah als sein Alter vermuten liess...es musste die spirituelle Bindung mit den Elfen sein, die dies zuliess. Die Schritte fühlten sich schwer an als er langsam durch die Tür lief und einen prall gefüllten Saal im Untergrund von Badens Bluff beobachtete...Tomas stand neben ihm und hob seine Hand, damit Ruhe einkehrte. Kurz darauf begann er zu sprechen.
"Hört mich an, meine Brüder. Wir haben in den letzten Jahrzehnten viel ertragen müssen. Wir sind das Ziel von Unterdrückung und werden verbrannt wie Feuerholz. Aber die letzte Chance dieses Land zu einer mächtigen Faust zu vereinen kommt...wir haben die Chance jetzt zu kämpfen, oder langsam und Qualvoll zu sterben. Und unsere Chance ...unsere Hoffnung liegt hier..."
Rafael hörte im Hintergrund zu, was Tomas sagte und kam nun jetzt, da Tomas auf ihn zeigte nach vorn gelaufen. Sein Bart war komplett wegrasiert seine Haare ordentlich gekämmt und er hatte sogar halbwegs passable Kleidung an. Kurzum - er sah nicht mehr aus, wie ein Bettelmann, sondern wie ein Edler...ironisch.
"Dass wir den Krieg gegen den Schatten verloren haben...lag daran, dass wir zerstritten waren. Jeder tat was er wollte und keiner kümmerte sich um den anderen. So wurden wir auseinandergerissen und vernichtet. Und auch heute verhängt der Schatten Reise und Handelsverbote...verhindert, dass wir uns zusammenschliessen und miteinander Kommunizieren. Warum... ? Weil er Angst vor uns hat !" sagte Rafael und die Menge, die bisher ruhig war schien langsam etwas unruhiger zu werden.
"Wir werden an Leinen gehalten. An unzähligen Leinen die Fernab voneinander an Stämme gewickelt sind, die uns auf unserem Platz halten. Damit wir nicht zusammen kommen und bemerken wie stark wir sind. Wir sind die Medizin gegen dieses Pestgeschwür, dass uns Heimsucht ! Doch wirken wir nur gemeinsam. "
"Große Worte, aber wie bringen wir die Leute dazu, zusammenzuarbeiten ?" fragte einer der Anwesenden und schien nicht überzeugt.
"Lange habe ich gedacht, dass das einfach nur durch gutes Zureden passieren könnte. Ich dachte wir könnten uns schon irgendwie zusammenrotten...aber das passiert nicht. Der Schatten hat unser Misstrauen so genährt, dass dies eine nicht denkbare Möglichkeit ist...aber der Schlüssel liegt in meiner Hand...oder besser...in meinem Blut.
Unter dem Namen Rafael lebe ich nun schon so lange, dass er für mich normal geworden ist. Allerdings ist mein tatsächlicher Name Colm II. , Sohn von Tarin IV. Mein Vater war erste und letzte Sohn von Hedgreg dem letzten. Das macht mich zum rechtmässigen Erben des Thrones von Erenland. " sprach Rafael und plötzlich war es still in dem Raum. Man sah den Leuten den Zweifel regelrecht an. Tatsächlich kannten einige Rafael noch von viel früher und wussten, wie er war. Nichts von seinem Handeln erinnerte an die glorreiche Ehre der Königsfamilie.
"Ich bürge mit meinem Leben dafür, dass Rafael das Blut der Könige in seinen Adern trägt !" sagte Tomas und brachte damit eine unglaubliche Unruhe in den Raum. Rafael jedoch dachte nicht daran, zu warten bis sich alle beruhigt hatten und begann den Satz so laut, dass niemand sich mehr traute wegzuhören.
"ICH habe mich so lange versteckt und versucht Wege zu finden den Schatten zu untermauern, dass meine Gefährten und ich Kräfte errungen haben, die uns en par mit den Nachtkönigen stellen..." log Rafael. Er wusste, dass dies eine dreiste Lüge war und dass sie noch eine ganze Menge von den Nachtkönigen trennte, aber er musste diese Lüge bringen, um den Menschen Hoffnung zu geben. Und irgendwie wusste er, dass er und die anderen nicht mehr viel stärker werden würden. Sie hatten die Grenzen des Menschenmöglichen schon ziemlich ausgelastet ...
"Das Land schreit nach unserer Hilfe...jeder von euch, der sein Herz öffnet, kann das Land weinen hören. Es geht hier nicht mehr nur um uns und unsere Kinder...sondern um ganz Aryth. Es wird keine weiteren Chancen geben für uns.
ALSO ! Kommt mit mir ! Lasst diese Unterdrückung nicht länger das Schwert an eurer Kehle sein ! Lasst der Leidenschaft in euren Herzen freien Lauf und KÄMPFT für eure Zukunft ! Kämpft für eure Kinder und deren Kinder ! Dieser Krieg wird uns viel kosten, aber der Preis, meine Freunde, so glaubt mir, ist es mehr als Wert ! Unsere Nachfahren sollen Wissen, dass wir für die Freiheit, die sie erfahren dürfen, gekämpft haben ! Das wir geblutet und geschwitzt haben und das wir trotz aller Schwierigkeiten immer und immer wieder aufgestanden sind. Dass wir uns von keiner Orkenmacht oder von jedem noch so finsteren Gott haben unterdrücken lassen ! Egal ob Dornen, Sarkossen, Erenlander...egal ob Elfen, Zwerge, Gnome oder Halblinge...dieses Land gehört NICHT dem Schatten ! Entweder ihr folgt mir und KÄMPFT oder ihr kriecht dem Schatten weiter ins Kreuz und akzeptiert einen langsamen und sinnlosen Tod ! Aber die Resignation ist es nicht, die eure Vorfahren im Kampf gegen den Schatten zum Sieg führte ! ES IST DIE TAPFERKEIT, DIE STÄRKE UND DIE WEISHEIT DER VÖLKER ARYTHS, DIE UNS FÜHRTE ! Ihr habt keine Ideale ? Ihr habt keine Hoffnung ? Projeziert eure Ideale auf eure Vorfahren und eure Hoffnung auf das Land ! Und euer Vertrauen....gebt es mir und ich werde euch nicht enttäuschen ! Das Königreich von Erenland wird aus den Ruinen wieder auferstehen, die der Schatten geschaffen hat...und zwar mit euch als den Helden !" Plötzlich war die ganze Halle im hellen Aufruhr. Keiner schien mehr zu bezweifeln, dass Rafael der Prinz war. Rafael drehte sich um und wollte wieder zurück in den kleinen Raum, wo er sich vorbereitet hatte. Tomas legte seine Hand wieder auf Rafales Schulter und nickte ihm entgegen.
"Gute Arbeit..." sagte er aber Rafael stoppte nur für eine Sekunde bevor er weiterging...
"Wasauchimmer..."